Blick: Der Nachwuchs-Toni
Mit 19 Jahren im St. Galler Kantonsrat, mit 26 im Bundesparlament: Metzger Mike Egger ist jung in der SVP durchgestartet. Nicht nur in dieser Hinsicht ist er seinem Vorbild und Nationalrats-VorgĂ€nger Toni Brunner sehr Ă€hnlich. SVP-Nationalrat Mike Egger (26) ist gelernter Metzger. Heute arbeitet er als Projektleiter beim Migros-Fleischverarbeiter Micarna. î€1/11 Philippe Rossier SVP-Nationalrat Mike Egger (26) ist gelernter Metzger. Heute arbeitet er als Projektleiter beim Migros-Fleischverarbeiter Micarna. BLICK zeigt er, dass er noch immer weiss, wie «Ausbeinlen» geht. î€2/11 Philippe Rossier BLICK zeigt er, dass er noch immer weiss, wie «Ausbeinlen» geht. Egger ist fĂŒr Ex-SVP-PrĂ€sident Toni Brunner im MĂ€rz in die grosse Kammer nachgerĂŒckt. î€3/11 Philippe Rossier Egger ist fĂŒr Ex-SVP-PrĂ€sident Toni Brunner im MĂ€rz in die grosse Kammer nachgerĂŒckt. JĂŒngster Nationalrat aller Zeiten ist Toni Brunner. Er war im Alter von 21 Jahren gewĂ€hlt worden. î€10/11 Keystone JĂŒngster Nationalrat aller Zeiten ist Toni Brunner. Er war im Alter von 21 Jahren gewĂ€hlt worden. Im Dezember 2018 hat sich der ehemalige SVP-PrĂ€sident Brunner aus dem Parlament verabschiedet â und damit Mike Egger Platz gemacht. î€11/11 Keystone Im Dezember 2018 hat sich der ehemalige SVP-PrĂ€sident Brunner aus dem Parlament verabschiedet â und damit Mike Egger Platz gemacht. î€ î€ Ist vom ehemaligen SVP-PrĂ€sidenten und alt Nationalrat Toni Brunner (44) die Rede, kommt Mike Egger (26) aus dem SchwĂ€rmen fast nicht mehr heraus. «Seine bodenstĂ€ndige Art, seine Ausstrahlung: Das fasziniert mich einfach», sagt der Rheintaler, gewinnendes DauerlĂ€cheln auf dem Gesicht, die Ărmel seines hellblau karierten Hemds hochgekrempelt. Ausgerechnet fĂŒr ihn, sein grosses Vorbild, zu dem er immer hochgeschaut habe, ist der gelernte Metzger aus Berneck SG im MĂ€rz in den Nationalrat nachgerĂŒckt. Brunner verfolgt derweil neue PlĂ€ne. Er leitet den Wahlkampf der SVP St. Gallen â eine Herzensangelegenheit fĂŒr den ehemaligen ParteiprĂ€sidenten. Denn mit Esther Friedli (41) kĂ€mpft Brunners Lebenspartnerin um den Einzug ins Parlament. Eine besondere Ausgangslage, gerade fĂŒr Egger, der angesichts der prominenten Konkurrenz kaum auf den Bisherigen-Bonus zĂ€hlen kann. Als aus einer «Bieridee» ernst wurde Egger selbst sind zur aussergewöhnlichen Konstellation in seinem Kanton nicht mehr als einige Floskeln â wie «Es kommt, wie es kommen muss» â zu entlocken. BLICK trifft den Neo-Nationalrat an seinem Arbeitsort, dem Migros-Fleischverarbeiter Micarna in Bazenheid SG. Dort arbeitet Metzgersohn Egger, neben einem Managementstudium in Chur, als Projektleiter. Dass es in der Politik oft anders kommt als erwartet, hat Egger schon mehrfach erlebt. So sei seine Kandidatur fĂŒr den Kantonsrat 2012 mit gerade mal 19 Jahren eine «Bieridee» seines besten Freundes gewesen. Dass er tatsĂ€chlich gewĂ€hlt wird, damit habe er nie gerechnet. Ebenso unerwartet kam sieben Jahre spĂ€ter die Nachricht, dass er fĂŒr den abtretenden Brunner in Bern nachrĂŒckt. Seine Kandidatur fĂŒrs Stöckli sorgt fĂŒr Kritik Die dritte Ăberraschung â nicht nur fĂŒr Egger â war schliesslich dessen Nomination als StĂ€nderatskandidat fĂŒr den frei werdenden St. Galler Sitz von BundesrĂ€tin Karin Keller-Sutter (55, FDP). Trotz des schlechten Ergebnisses im ersten Wahlgang will es Egger beim zweiten Urnengang am 19. Mai noch einmal wissen. Die Konkurrenz schĂŒttelt ab der SVP-Kandidatur unglĂ€ubig den Kopf: Sie sei unverschĂ€mt, eine «Verlegenheitslösung», Egger aufgrund seines Tonfalls untauglich fĂŒr die «Chambre de RĂ©flexion». Auch parteiintern sorgt die Kandidatur fĂŒr Kritik. Der St. Galler SVP-PrĂ€sident Walter Gartmann (50) wehrt sich dagegen. Der redegewandte Egger sei zwar «prĂ€gnant im Ton, aber immer anstĂ€ndig». Genau solche Politiker brauche es. Von anderer Seite wird kritisch angemerkt, dass die erste Garde der SVPler aus dem National- und Regierungsrat nicht hintenrummaulen solle, wenn sie sich selbst nicht traut, gegen CVP-Regierungsrat und Favorit Benedikt WĂŒrth (51, CVP) anzutreten. «Er traut sich, sich mit allen anzulegen» Ein Grund fĂŒr die Verstimmung dĂŒrfte sein: Egger gibt sich sehr selbstbewusst. Er scheut trotz seines jugendlichen Alters nicht davor zurĂŒck, altgediente Politiker scharf anzugreifen. «Er traut sich, sich mit allen anzulegen», sagt sein ehemaliger SP-Kantonsratskollege Etrit Hasler (41). Selbst mit den neuen Kollegen in Bundesbern legt Egger sich an. BodenstĂ€ndige Parlamentarier wĂŒrden fehlen, kritisiert er. «Es gibt leider viele Politiker, die das GefĂŒhl haben, sie seien etwas Besseres â in allen Parteien.» Egger solle erst mal selbst etwas leisten, geben SVP-Parlamentarier zurĂŒck. Doch wĂ€hrend es in den eigenen Reihen zwischen ihm und den AmtstrĂ€gern rumort, prĂ€sentiert sich Egger in der Ăffentlichkeit sympathisch und volksnah wie aus dem SVP-Bilderbuch. Ganz wie Toni Brunner eben, dem er als Dank fĂŒr den frei gewordenen Sitz ein Ehringer Kalb geschenkt hat â lebendig, nicht filetiert, wie Egger auf Nachhaken betont. Sein grösster Erfolg: das VerhĂŒllungsverbot Wie sein politischer Held ist auch Egger kein ausgewiesener Sach-, sondern ein typischer Parteipolitiker. Schweizerpsalm-Pflicht an Schulen, keine VerjĂ€hrungsfrist bei Mord, Autoverbot fĂŒr SozialhilfeempfĂ€nger: Egger setzt auf Themen, die eingĂ€ngig sind und fĂŒr Aufmerksamkeit sorgen â allerdings kaum etwas mit der LebensrealitĂ€t der BĂŒezer zu tun haben, die er so explizit vertreten will. Eggers grösster politischer Erfolg ist das VerhĂŒllungsverbot, zu dem die St. Galler vergangenes Jahr unerwartet deutlich Ja gesagt haben. Auch auf nationaler Ebene will Egger gegen die Burka und fĂŒr ein schĂ€rferes Strafrecht kĂ€mpfen, sagt er â und natĂŒrlich gegen das EU-Rahmenabkommen, ist ja klar. Auf Themen wie Raumplanung oder der Ausbau der Wasserkraft, die ihn als Mitglied der Umweltkommission derzeit eigentlich beschĂ€ftigen mĂŒssten, kommt er nicht zu sprechen. Lautes Poltern liegt Egger mehr als stilles Schaffen. Freundin hielt gar nichts von der SVP Zu Hause aber, bei Freundin Lorine (25), punktet der Jung-Nationalrat mit seinem strammen SVP-Kurs nicht. Vor vier Jahren haben sich die Dentalassistentin und der gelernte Metzger via Facebook kennengelernt. «Sie schrieb mir, dass ich ja noch sympathisch sei. Aber die politische Einstellung gehe ja gar nicht», gesteht Egger. Die Zuneigung war schliesslich aber stĂ€rker als die politischen Differenzen. Inzwischen, sagt der Rheintaler verschmitzt, hĂ€tten sie und ihre Familie gemerkt: «So âčchogeâș schlimm bin ich gar nicht.» Ob sich da etwa bereits die nĂ€chste Parallele zu Toni Brunner abzeichnet? Schliesslich war auch Esther Friedli als langjĂ€hriges CVP-Mitglied frĂŒher alles andere als begeistert von der politischen Linie Brunners â und machte ihm das schon bei der ersten Begegnung klar. Brunner konnte seine Esther dann aber doch fĂŒr sich gewinnen. Und zwölf Jahre spĂ€ter auch fĂŒr die SVP.