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Tagblatt: Die Ständeratskandidaten im Social-Media-Ranking: Würth grundsolid, Egger hemdsärmlig, Ziltener inexistent

25. Februar 2019 Medienbeitrag

Soziale Medien spielen besonders bei Personenwahlen eine immer grössere Rolle. Auch im Kampf um den zweiten St.Galler Ständeratssitz setzen die meisten Kandidaten auf Facebook, Instagram und Twitter. Wir haben ihre Profile unter die Lupe genommen.

Einst waren sie für Politikerinnen und Politiker fast ein rotes Tuch, heute gehören sie zur Basis eines jeden Wahlkampfs. Besonders bei Personenwahlen kommt den sozialen Medien immer mehr Bedeutung zu. Die Kandidatinnen und Kandidaten können sich von ihrer «Schoggiseite» präsentieren, ihre Inhalte an die Wählerschaft bringen, Sympathien gewinnen und eine jüngere Zielgruppe erreichen.

Ein Vorteil von Facebook, Twitter, Instagram und Co. sind tiefe Kosten. Mit vergleichsweise wenig Geld erreichen die Politikerinnen und Politiker eine grosse Anzahl Personen. Auch im St.Galler Ständeratswahlkampf setzen fast alle der sieben Kandidatinnen und Kandidaten. Besonders jene mit schmalem Budget und ohne Partei im Rücken kandidieren, sind in den sozialen Medien stark gefordert, um ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen.

Wir haben Benedikt Würth (CVP), Susanne Vincenz-Stauffacher (FDP), Mike Egger (SVP), Patrick Ziltener (Grüne) sowie die drei Parteilosen Andreas Graf, Alex Pfister und Sarah Jyoti Bösch einem Soical-Media-Check unterzogen. Kriterien waren dabei die Präsenz auf den verschiedenen Plattformen, die Anzahl Likes beziehungsweise Followers, die Originalität der Inhalte sowie die Reaktionsfreudigkeit auf Kommentare und Nachrichten.


Benedikt Würth (CVP):

Präsenz: Benedikt Würth setzt vor allem auf Facebook. Auf Instagram, das insbesondere von einer jüngeren Zielgruppe intensiv genutzt wird, sucht man den CVP-Kandidaten vergebens. Auch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, der für gewöhnlich von Politikern oft und gerne genutzt wird, ist Würth nicht präsen

Erscheinungsbild: «Dä Beni Würth Ständerat» heisst die Facebook-Seite des St.Galler Finanzdirektors. Das Titelbild ist die neu gestaltete Ankunftshalle am St.Galler Hauptbahnhof, verziert mit dem Leitspruch von Würths Kampagne. 

Dieses Bonmot können sich Unterstützer auch über ihr eigenes Profilbild legen, um ihre Unterstützung von den als Favoriten gehandelten CVP-Politiker kundzutun. Die Parteifarben oder andere Hinweise auf die Christlichdemokraten findet man auf «Dä Beni Würth Ständerat» bis auf wenige Ausnahmen in einzelnen Posts nicht.

Inhalt: Benedikt Würth setzt auf seiner Facebook-Seite auf einen bunten Mix: Mal postet er Bilder von Veranstaltungen, die er besucht. Mal verlinkt er Zeitungsartikel im Zusammenhang mit seiner Kandidatur. In einer Videobotschaft mit sanfter Pop-Musik im Hintergrund und dem Obersee als Kulisse verkündet er: «Unseren wunderschönen Kanton St.Gallen kenne ich in- und auswendig.» Die Posting-Kadenz ist relativ hoch: Mindestens einmal täglich teilt der CVP-Regierungsrat Inhalte mit seinen Followern.

Besonderheit: Der 51-Jährige Exekutiv-Politiker lässt in den sozialen Medien gleich andere sagen, warum er der Richtige für den vakanten St.Galler Ständeratssitz sei. In sogenannten Testimonials heben ehemalige oder aktuelle Weggefährten seine Qualitäten hervor. Das kann, wie im Fall von Rocco Delli Colli, Präsident FC Rapperswil-Jona, in einer Videobotschaft sein. Oder wie im Fall der Degersheimer Gemeindepräsidentin Monika Scherrer mit Foto und Text.

Fazit: Grundsolid und professionell. Die meisten Postings wirken, als würde sie Benedikt Würth selbst veröffentlichen. Eine PR-Maschinerie vermutet man dahinter nicht, selbst wenn gerade die Testimonials auf Hochglanz bedacht sind. Dass Würth nur auf Facebook setzt, irritiert aber. Pfeift Würth auf die junge Wählerschaft?


Susanne Vincenz-Stauffacher (FDP)

Präsenz: «Susanne Vincenz-Stauffacher in den Ständerat» heisst die Facebook-Seite. Auf Instagram ist die 52-jährige Abtwilerin auch vertreten, allerdings noch nicht lange. Ihres erste Bild postete sie am 12. Januar. Auf Twitter verzichtet Vincenz-Stauffacher.

Erscheinungsbild: Die charakteristische blaue Jacke leger über der Schulter strahlt Susanne Vincenz-Stauffacher von ihrem Facebook-Titelbild. «Unsere St.Galler Ständerätin!», heisst es da im FDP-Design. Auch das Parteilogo darf, selbst wenn nur klein, nicht fehlen. Der Profilbild-Kniff ist auch bei der FDP-Kandidatin möglich.

Inhalt: Die Freisinnige zeigt sich mit der St.Galler Stadtparlamentspräsidentin Barbara Frei beim Quartierrundgang. Von Tür zu Tür geht sie, verteilt Flyer, stellt sich der Bevölkerung vor. Im Schlepptau: Das SRF. Ansonsten dominieren Bilder von Podien, Interviews mit diversen Medien oder Impressionen vom Plakatieren mit dem Wahlkampf-Team. Neues gibt’s auf Vincenz-Stauffachers Facebook-Seite meist mehrmals täglich.

Besonderheit: In einem knapp zweiminütigen Video richtet sich Susanne Vincenz-Stauffacher an ihre Follower. Im Hintergrund die verschneiten Churfirsten im strahlenden Sonnenschein. «Neujahrsansprache 2019», heisst der Clip, in dem sich die FDP-Kandidatin präsentiert.

Fazit: Im Gegensatz zu Benedikt Würth legt Susanne Vincenz-Stauffacher mehr Wert darauf, persönliche Einblicke zu gewähren. Manche Posts haben Reportage-Charakter, lassen die User unmittelbar am Wahlkampf teilnehmen. Nahe bei den Menschen, heisst es in einem Beitrag. Das spürt man. Luft nach oben hat die Freisinnige bei der Anzahl Abonnenten.


Mike Egger (SVP)

SVP-Kandidat Mike Egger. (Bild: Urs Bucher, 19. Februar 2019)

Präsenz: Der 26-jährige Bald-Nationalrat ist sowohl auf Facebook, als auch auf Instagram und Twitter präsent. Auf letzterer Plattform hat er aber seit 2015 nichts mehr publiziert. Auf Facebook und Instagram nutzt Egger nicht nur eine eigens erstellte Seite, um Wahlkampf zu betrieben. Er streut die Inhalte direkt von seinem privaten Profil – und teilt sie auf seiner Politiker-Seite. Kein Wunder, verfügt Egger doch über mehr private Facebook-Freunde als er Fans auf seinem offiziellen Polit-Profil hat.

Inhalt: Weil Egger sein persönliches Profil verwendet, sind die Inhalte nahbarer und weniger auf eine klare Botschaft getrimmt. Mal lädt er ein Bild aus dem Kantonsrat hoch, mal ein Selfie beim Flyer verteilen in der St.Galler Innenstadt. Hinzu kommen diverse Veranstaltungshinweise, Leserbriefe oder Bilder von Plakaten. Am Tagblatt-Podium im Pfalzkeller teilt er im Nachgang ein Video der gesamten Diskussion, das die Junge SVP auf Facebook hochlud, mit seinen Freunden. Der Spruch «Ich wähle Mike Egger in den Ständerat» ziert gemeinsam mit Eggers Konterfei und einem bereits ausgefüllten Stimmzettel sein Titelbild.

Besonderheit: Dass Egger eine gesunde Portion Selbstironie hat, ist in Politkreisen kein Geheimnis. Er teilt sie aber auch in den sozialen Medien. Als einige seiner Wahlplakate von Vandalen beschmiert wurden, reagierte Egger alles andere als beleidigt:

Fazit: Mike Egger präsentiert sich in den sozialen Medien so hemdsärmelig, wie er auch im echten Leben auftritt. Keine verschnörkelten Wahlsprüche, keine Wahlkampf-Facebook-Seiten, keine Hochglanz-Videos. Dafür eine gesunde Portion Ironie. Nicht der Traum eines PR-Beraters, aber durchaus effektiv.


Patrick Ziltener (Grüne)

Präsenz: Keine Spur von Patrick Ziltener. Der Soziologe ist weder auf Facebook, noch auf Instagram oder Twitter auffindbar. Dafür teilt die Facebook-Seite der Grünen Kanton St.Gallen fleissig die Botschaften hinter seiner Kandidatur. Und: «Wer will, kann sein Profilbild mit Ich wähle Patrick Ziltener #klimawahl2019» verziert.

Fazit: Hier und da einige Posts bei der Mutterpartei, das ist 2019 für einen Wahlkampf schlicht zu wenig. Vor allem dann, wenn man seinen Namen erst richtig bekannt machen muss, wie das bei Patrick Ziltener der Fall ist. Im Zweifel gilt aber in den sozialen Medien: Lieber gar nicht, als nur halbgar. Ganz auf Social Media zu verzichten, ist immerhin konsequent.


Sarah Jyoti Bösch (parteilos)

Präsenz: Facebook, Twitter, Instagram: Sarah Jyoti Bösch ist überall dabei. Sie teilt Selfies aus den Bergen und dem Radiostudio, Videos von Flyer-Aktionen und übt Medienkritik. Ihr Facebook-Titelbild ist ein ausgefüllter Stimmzettel.

Inhalt: Bunt, lebhaft, persönlich. Bösch setzt stark auf Video, veröffentlicht aber auch immer mal wieder schriftliche Stellungnahmen. Derzeit befindet sie sich auf ihrer Promotionstour quer durch den Kanton. Ihr Anspruch: Alle acht Bezirke und alle 77 Gemeinden besuchen. Eine originelle Idee, um als Parteilose die Wählerbasis zu erreichen.

Besonderheit: Sarah Jyoti Bösch liefert ihren Followern auf Facebook, Instagram und Co. nicht nur Argumente für ihre Wahl in den Ständerat, sondern gleich auch eine Anleitung zur Wahl. Dumm nur, dass sie sich in diesem Anleitungsvideo das Stimmcouvert gleich selbst schickt…

Fazit: Erfrischend. Bösch beharrt im Gegensatz zu den Partei-Exponenten nicht stier auf einer Botschaft, sondern teilt allerlei mit ihren Followern. Dabei kommt ihr zu Gute, dass sie über eine grosse Community verfügt. Die sozialen Medien scheinen denn auch das Fundament ihrer Wahlkampagne zu sein. Mit verhältnismässig kleinem Budget und ohne Partei im Rücken die einzig richtige Strategie.


Alex Pfister (parteilos)

Präsenz: Den Widnauer Generalagent kennt abseits des Rheintals kaum jemand. Das muss Alex Pfister ändern, will er eine Chance haben. Ähnlich wie Sarah Bösch nutzt er die sozialen Medien zu diesem Zweck. Auf Twitter ist Pfister nicht, dafür auf Facebook und Instagram.

Inhalte: «Für uns in den Ständerat.» So weit, so unspektakulär ist das Facebook-Titelbild von Alex Pfister. Ansonsten teilt er vor allem Medienbeiträge über seine Kandidatur: TVO, SRF, Rheinwelten TV. Politische Positionen findet man auf seinen Profilen weitgehend nicht.

Besonderheit: Im Videoporträt, erst am Küchentisch, dann bei der Arbeit und schliesslich im St.Galler Gründenmoos. Pfister präsentiert sich als Experte in der Altersvorsorge, als Familienvater, Ehemann und Sportbegeisterter. Mit der ganzen Familie fährt er am Schluss auf einer Pferdekutsche davon. Garniert ist das Video mit einem Zitat von Mahatma Gandhi: «Wir müssen der Wandel sein, den wir in der Welt zu sehen wünschen.» Das kam nicht nur gut an: Pfister musste sich in der Kommentarspalte die Frage gefallen lassen, ob er einen Messias-Komplex habe.

Fazit: Eigentlich solid, aber auch nicht sonderlich einfallsreich. Für einen Kandidaten, der beim Bekanntheitsgrad noch viel Nachholbedarf hat, macht Pfister zu wenig. Immerhin sponsert er gezielt sein Videoporträt, um damit potenzielle Wählerinnen und Wähler zu erreichen. Über 40 000 Views sind so zusammengekommen.


Andreas Graf (parteilos)

Präsenz: Andreas Graf ist wahlkampferfahren. Bereits mehrfach, unter anderem 2015 im Ständerats- und 2016 im Regierungsratswahlkampf, mischte der Steinacher mit. Dabei kommt er aber offensichtlich ohne grosse Präsenz in den sozialen Medien aus. Auf Facebook ist er zwar mit seinem privaten Profil online, ansonsten fehlt von Graf jede Spur.

Fazit: Über Facebook, Instagram oder Twitter erfährt kein einziger Wähler, dass Andreas Graf politisiert.