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Egger ist Sieger unter den Verlierern

12. März 2012 Medienbeitrag

Die erfolgsverwöhnte SVP Rheintal war gestern die Verliererin des Tages. So richtig wollte das in der Bernecker «Brauerei» keiner realisieren – man feierte lieber den neugewählten Mike Egger.

BERNECK. Seine Freude war riesig. Um 16.35 Uhr, nach endlosem Warten, stand endlich fest, worauf Mike Egger, 19, Fleischfachmann, einen ganzen Wahlkampf und einen langen Wahl-Nachmittag gewartet hatte: Die Wahl zum jüngsten Parlamentarier des Kantons.

Der Reihe nach fiel er jedem um den Hals, der sich neben ihm befand: Herbert Huser, Oskar Gächter oder dem Kollegen, der ihm im Wahlkampf geholfen hatte.

Mike Egger fiel die ganze Last von den Schultern, die sich während den letzten Monaten angesammelt hatte. Minutiös hatte er seinen Wahlkampf geplant und bis zum Schluss durchgezogen.

Noch im letzten Jahr stellte ihn die Bernecker Ortspartei als Nachfolger des zurücktretenden Dieter Spinner vor. Und im Schlussspurt des Wahlkampfs lief Mike Egger zu Hochform auf: Er stand, ausgerüstet mit Grill, Würsten und offenen Ohren, auf die Strassen und redete mit den Leuten. Ebenfalls zu Wahlkampf-Zwecken richtete er eine Hotline gegen Sozialmissbrauch ein. Egger kompensierte durch eine immense Präsenz sein verhältnismässig mickriges Budget von 3000 Franken.

«Es war eine strenge Zeit und noch realisiere ich die Wahl kaum», sagt ein gelöster Mike Egger. Mittlerweile ist es kurz nach 17 Uhr an diesem Wahlsonntag, noch immer erhält der neugewählte Kantonsrat laufend Gratulationen – ob vom Bernecker Gemeindepräsidenten Jakob Schegg, oder vom Wiler SVP-Nationalrat Lukas Reimann.

Mike Egger sagt, er habe keine politischen Vorbilder, aber Leute wie ihn, Reimann, müsste es in der SVP mehr geben. – Hart in der Sache, gemässigt im Ton. «Die Zeit des Polterns ist vorbei», sagt Egger, Sohn eines Wirts. «Da muss sich die SVP verändern.» Es wird nicht die einzige Forderung von Mike Egger bleiben, in den nächsten vier Jahren.

Der Bernecker will sich für tiefere Steuern einsetzen, gegen das Rheintaler Verkehrsproblem und beim Sozialwesen sparen. Eggers Vater, Peter, ein Gründungsmitglied der Rheintaler SVP, wird später sagen: «Wir haben Mike schon in jungen Jahren gesagt, wo in der Schweiz die Missstände liegen.»

Tatsächlich: Mike Egger wurde früh politisiert. Mit zwölf Jahren hatte ihn SVP-Kantonsrat Dieter Spinner, der oft in der «Brauerei» zu Gast ist, fürs Jugendparlament angemeldet. Seither hat ihn die Politik nicht mehr losgelassen. Dass nur die SVP in Frage kommt, war Egger rasch klar. Mit 13 entschied er sich für Jung-SVP. Jetzt, gerade einmal sechs Jahre später, sitzt er im Kantonsparlament.

«Er hat es verdient», sagt Herbert Huser, Rheintaler SVP-Präsident. Wahlstabsleiter Oskar Gächter fügt an: «Ich habe eine Verjüngung angepeilt und dank Mike haben wir dieses Ziel erreicht.» Die SVP-Oberen haben ihn unterstützt wo es nur ging, sie sagen ihm einen grossen Einsatz nach. Eine Eigenschaft, die er auch in St. Gallen beibehalten will.

«So richtig realisiere ich meine Wahl wohl erst, wenn ich zum ersten Mal den Ratssaal betrete», sagt Egger irgendwann während dieses Abends. Er lacht. Die SVP hat fast sechs Prozent der Wähler verloren, doch in der «Brauerei» scheint das nicht zu kümmern. Die Gesichter der SVPler scheinen zu sagen: «Dafür haben wir ein neues Gesicht.»

Vorerst muss der Neue noch warten mit der Politik. Denn: Seit gestern ist Mike Egger Kantonsrat, seit heute ist er Rekrut.