Bauern Zeitung: Die Landwirtschaft hat Besseres verdient als Bevormundung
Wer heute einen Hof führt, hat es nicht leicht, denn von Politik und Verwaltung werden der Landwirtschaft immer mehr Steine in den Weg gelegt. Neue Vorschriften, ständig wachsende Auflagen, ein Papierberg nach dem anderen: Die Gängelung nimmt kein Ende. Für viele Betriebe wird es wirtschaftlich eng und auch menschlich zermürbend. Ich bin regelmässig im Austausch mit Bäuerinnen und Bauern aus der ganzen Schweiz. Was ich höre, ist ernüchternd: Immer mehr fühlen sich nicht mehr ernst genommen. Statt auf Erfahrung und Eigenverantwortung zu setzen, kommen aus Bern immer neue Einschränkungen, oft beschlossen von Leuten, die noch nie in einem Stall gearbeitet haben oder auf einem Traktor gesessen sind. Diese realitätsferne Regulierungswut macht vielen zu schaffen.
Ein aktuelles Beispiel dafür ist der Umgang mit PFAS. Statt praxistaugliche Lösungen wie jene des Kantons St. Gallen aufzugreifen, übernimmt der Bund automatisch die EUGrenzwerte und macht Stimmung gegen betroffene Landwirtschaftsbetriebe. Öffentlich wird der Kanton St. Gallen kritisiert, obwohl dessen Ansatz bereits durch einen Vorstoss im Ständerat unterstützt wurde. Gleichzeitig wird erneut das Fleisch ins Visier genommen. Diese Haltung zeigt, wie wenig Vertrauen der Bund in die Kompetenz und Eigenverantwortung der Landwirtschaft hat. Besonders irritierend ist die Doppelmoral: Einerseits werden einheimische Produzenten mit Auflagen überhäuft, andererseits werden Lebensmittel aus dem Ausland importiert, die oft unter Bedingungen produziert werden, die bei uns längst verboten sind. Das ist nicht nur scheinheilig, es ist auch ein direkter Angriff auf die bäuerliche Existenzgrundlage.
Und es bleibt nicht bei der Landwirtschaft. Auch die Konsumenten geraten ins Visier: Milchprodukte gelten als rückständig, Butter ist plötzlich ungesund und Fleisch sollte man möglichst wenig essen. Die Politik und gewisse Behörden wollen offenbar nicht nur bestimmen, wie produziert wird, sondern auch, was wir essen sollen. Das ist keine gesunde Ernährungspolitik, das ist staatliche Umerziehung und eine schier endlose Kontrolle durch den Staat über die gesamte Wertschöpfungskette der Lebensmittelherstellung.
Als jemand, der selbst in der Fleischwirtschaft tätig ist, weiss ich genau, wovon ich spreche. Auch wir stehen ständig unter Druck. Metzgereien und Fleischbetriebe kämpfen mit immer mehr Bürokratie, ideologische Kampagnen reden unsere Produkte schlecht, und die Politik setzt lieber auf Regulierungen statt auf Dialog. Dabei leisten unsere Betriebe täglich wertvolle Arbeit dank hochwertigen Produkten, kurzen Transportzeiten und transparenten Prozessen. Die Landwirtschaft und die Fleischwirtschaft ergänzen sich, denn sie tragen beide entscheidend zur Versorgungssicherheit der Schweiz bei. Wenn die Tierhaltung bei uns so stark eingeschränkt wird, dass sie sich nicht mehr lohnt, trifft das nicht nur die Bauern. Dann verschwinden auch Arbeitsplätze in der Verarbeitung, das Wissen im Handwerk und die Versorgung wird gefährdet. Und das Fleisch kommt künftig aus Ländern mit deutlich tieferen Standards, was weder ökologisch noch moralisch besser ist.
Darum sage ich klar: Es braucht wieder mehr Vertrauen in die Bauern und weniger staatliche Besserwisserei. Die Landwirtschaft benötigt keine Bevormundung, sondern verlässliche Rahmenbedingungen. Die Konsumenten brauchen keine Umerziehung, sondern Wahlfreiheit. Ich setze mich dafür ein, dass wieder mehr gesunder Menschenverstand in die Agrarpolitik einzieht. Dass man nicht alles von oben herab regelt, sondern wieder mit den Betroffenen spricht und nicht über sie hinweg entscheidet. Die Schweizer Landwirtschaft hat Besseres verdient als Bevormundung, nämlich Respekt, Handlungsspielraum und eine Politik, die ihre Arbeit erleichtert, statt sie zu behindern.