20 Minuten: Mike Egger fordert ein nationales Kopftuchverbot
Der albanische Islam gilt als gemässigt. Doch Facebook-Bilder von Dutzenden albanischen Mädchen mit Kopftüchern, etwa in Wil, sorgen für politische Furore: Der St. Galler SVP-Nationalrat Mike Egger fordert ein nationales Kopftuchverbot.
Fotos aus Moscheen in Wil SG, Winterthur ZH oder Romanshorn TG zeigen fast ausschliesslich verschleierte albanische Frauen und Mädchen in Moscheen. Wird der eigentlich als gemässigt geltende albanische Islam in der Schweiz konservativer? Dies unterstellt zumindest eine Recherche der «SonntagsZeitung». Für den St. Galler Nationalrat Mike Egger ist das ein Schreckensszenario: «Es darf nicht sein, dass Frauen oder besser gesagt junge Mädchen instrumentalisiert und unter religiösem Vorwand unterdrückt und nachweislich abgewertet und diskriminiert werden», sagt er.
In einem Land, das die Gleichstellung richtigerweise fördert und vorlebt, sei das «ein schlechter Witz», moniert Egger. In der Wintersession will der Ostschweizer deshalb per Vorstoss ein nationales Kopftuchverbot fordern, die Details kläre er derzeit noch ab. Egger agiert damit schneller als das Egerkinger Komitee, das bereits eine Initiative zu einem nationalen Kopftuchverbot an Schulen ins Auge fasst, sie aber noch nicht lanciert hat.In einem Land, das die Gleichstellung richtigerweise fördert und vorlebt, sei das «ein schlechter Witz», moniert Egger. In der Wintersession will der Ostschweizer deshalb per Vorstoss ein nationales Kopftuchverbot fordern, die Details kläre er derzeit noch ab. Egger agiert damit schneller als das Egerkinger Komitee, das bereits eine Initiative zu einem nationalen Kopftuchverbot an Schulen ins Auge fasst, sie aber noch nicht lanciert hat.
SVP-Nationalrat Mike Egger: «Es reicht!»
Gegenüber 20 Minuten sagt Egger: «Persönlich war ich echt schockiert von diesem Bericht.» Als Vorkämpfer des kantonalen Verhüllungsverbots in St. Gallen und Befürworter des Kopftuchverbotes bei Lehrpersonen könne der SVP-Mann nur sagen: «Es reicht!»
Für Mike Egger ist klar: «Der Imam aus Wil wurde vor ein paar Jahren als offen und modern beschrieben, nun zeigt sich wohl sein wahres Gesicht!» Aufgrund der sich häufenden Fälle müsse man sich jetzt ein nationales Kopftuchverbot an allen öffentlichen Orten überlegen, betont der SVP-Mann.
Doch Moscheen an sich sind Privatgrund, weiss auch Egger. Aber ein Kopftuchverbot in der Öffentlichkeit sei auch ein klares gesellschaftliches Zeichen, das hoffentlich bis in die Moscheen hineinwirke und zum Nachdenken anrege, sagt er.
Albanisch-Islamischer Dachverband kritisiert: «Kopftuchverbot wäre kein Fortschritt»
SP-Nationalrätin Celine Widmer lehnt ein Kopftuchverbot klar ab, weil es die Religionsfreiheit und Selbstbestimmung verletze, Frauen und Mädchen bevormunde und stigmatisiere. Ein solches Verbot fördere daher nicht die Gleichstellung, sondern befeure vielmehr antimuslimischen Rassismus: «Statt Kleidervorschriften braucht es Gleichstellungs-, Bildungs- und Integrationspolitik sowie konsequentes Vorgehen gegen Zwang und Gewalt.»
Ebenfalls Kritik ertönt vom Dachverband der albanisch-islamischen Gemeinschaft (Daigs). Denn aus islamischer Sicht sei das Tragen des Kopftuchs eine bewusste und persönliche Entscheidung, die aus Glauben und der inneren Überzeugung einer Frau entstehe: «Es gibt keinen Zwang im Glauben.» Ein nationales Kopftuchverbot wäre für den Daigs daher kein Fortschritt, sondern ein Schritt, der die Selbstbestimmung von Frauen einschränkt. So nehme man der Frau schliesslich die Freiheit, selbst zu entscheiden.
Dass der albanische Islam immer konservativer werde, bestreitet der Daigs: «Im Gegenteil – die Beteiligung von Frauen und Jugendlichen in unseren Moscheen und Organisationen nimmt stetig zu, und der Fokus liegt auf Bildung, Dialog und gegenseitigem Respekt.»